COVID-19 und seine gesundheitlichen Langzeitfolgen
13. April 2021
8 Minuten
Wichtige Punkte:
COVID-19 zeigt sich in den unterschiedlichsten Symptomen und Krankheitsbildern, was oft eine interdisziplinäre medizinische Betreuung erforderlich macht.
Langzeitfolgen reichen von Symptomen der Lunge, Herz und Nervensystem bis hin zu einem chronischen Erschöpfungssyndrom.
Wichtig ist das Bewusstsein des Erkrankten, jegliche körperliche und mentale Überlastung zu vermeiden, um so dem Körper die notwendige Zeit zu geben, sich zu erholen.
Was Sie nicht umbringt, macht Sie nicht unbedingt stärker!
Nicht jeder, der eine COVID-19 Infektion überstanden hat, ist auch vollständig genesen. Es gibt Langzeitfolgen, die Ihnen bewusst sein sollten, um sich gut darauf einstellen zu können.
COVID-19 stellt sich in den unterschiedlichsten Symptomen und Krankheitsbildern dar. Nahezu jedes Organ kann infiziert werden, vor allem jedoch die Lunge, das Herz und das Nervensystem. Zu den kardiopulmonalen Symptomen zählen beispielsweise Brustschmerzen, hartnäckiger Husten und oft eine erhöhte Herzfrequenz mit teils gefühltem Herzstolpern. Die neurologischen Symptome reichen von anfänglichem Geruchs- und Geschmacksverlust über später auftretenden Kopfschmerzen und Schwindel bis hin zu psychologischen Symptomen wie Angst, Depression und Schlafstörungen.
Im chronischen Verlauf zeichnet sich als Hauptsymptom die überdurchschnittliche Erschöpfung ab, welches bei Erfüllen spezifischer Kriterien von einem Arzt als chronisches Erschöpfungssyndrom diagnostiziert werden kann.
Die gute Nachricht ist, dass die meisten Erkrankten bereits nach einigen Wochen bzw. Monaten vollständig genesen sind, wenn sie entsprechend Rücksicht auf sich nehmen bzw. rechtzeitig ärztlichen Rat gesucht haben.
Welche diagnostischen Abklärungen werden durchgeführt?
Die interdisziplinäre Abklärung durch verschiedene Fachrichtungen wie Internisten, Pulmologen, Kardiologen, Neurologen, Psychiater und Schlafmediziner ist entscheidend und wegweisend. Zunächst sollten andere mögliche Ursachen für die Symptome ausgeschlossen werden. Ein fehlender positiver COVID- bzw. Antikörper Nachweis ist dabei kein Ausschlussgrund, da nicht jeder anfangs einen PCR-Test machen konnte und nicht jeder Antikörper gebildet hat.
In Abhängigkeit und Einschätzung der Symptome kann der behandelnde Arzt eine oder mehrere der folgenden diagnostischen Maßnahmen ergreifen:
Bluttest:
Blutbild
Nierenfunktionsparameter
Leberfunktionsparameter
Entzündungswerte
Eisenstatus
Herzenzyme
Schilddrüse
Belastungstests:
6-Minuten Gehtest
1-Minuten Sit-To-Stand Test
Schwindel bzw. Lagerungsschwindel
Messung Blutdruck und Herzfreqenz im Liegen und (Auf-)Stehen
Atemnot
Messung der Sauerstoffsättigung
Lungenfunktion bzw. in weiterer Folge Diffusionsmessung
Lungenröntgen spätestens 12 Wochen nach Infektion, falls bereits vorher nicht erfolgt
CT Lungen Untersuchung bei auffälligen Lungenröntgen
Herzrasen bzw. -stolpern, Druckgefühl in der Brust
Ergometrie
EKG, eventuell über 24 Stunden
Blutdruckmessung, eventuell über 24 Stunden
Angst, Depression
Psychiatrische Beurteilung
Kopfschmerzen, Doppelbilder
Neurologische Beurteilung
Bei Auffälligkeiten MRT Gehirn bzw. periphere Testungen
Schlafstörungen
Schlafmedizinische Abklärung
Welche Langzeitfolgen können auftreten?
Bei den meisten Erkrankten kommt es nach 3-4 Wochen COVID-Erkrankung zur völligen Genesung und Symptomfreiheit. Dieser Zeitraum wird auch Akut-COVID genannt. Leider kommt es bei einigen Erkrankten weiterhin zu einem Krankheitsgefühl auch nach 4-6 Wochen. Dies wird als Long-COVID Syndrom bezeichnet. Der Krankheitsverlauf erfolgt dabei in Wellen, sprich, eine Phase der Besserung ist gefolgt von einer Phase der Verschlechterung. Da es sich um eine kaum erforschte Erkrankung handelt, ist es notwendig, aus anderen Krankheitsbereichen (andere Viruserkrankungen wie Ebstein Barr Virus Erkrankungen oder auch Influenza) diagnostische und therapeutische Strategien abzuleiten.
Erste Untersuchungen zeigen Hinweise einer "Autoimmunkrankheit" mit einer Dysregulation vom Immunsystem und resultierend metabolische Störungen. Vereinfacht gesagt: die Blutgefäße des Körpers werden durch das eigene Immunsystem so in ihrer Anpassungsfähigkeit gestört, dass es zu einer Dysbalance kommt zwischen Angebot und Nachfrage von Nährstoffen in den verschiedensten Organen.
Der Zusammenhang mit dem Immunsystem dürfte wohl auch der Grund sein, dass viele Long COVID Erkrankte Begleiterkrankungen haben aus dem Formenkreis der Autoimmunerkrankung (z.B. Hashimoto Thyreoditis) und allergischen Erkrankungen (z.B. allergisches Asthma).
Halten die Symptome länger als 12 Wochen an, wird vom Post-COVID Syndrom gesprochen. Sollte das Erschöpfungsgefühl chronisch länger als 6 Monate anhalten und sind gewisse Kriterien erfüllt, spricht der Arzt von einem Chronic Fatigue Syndrom (CFS) oder auch chronisches Erschöpfungssyndrom genannt.
Welche Behandlungsmöglichkeiten des Long-COVID und des chronischen Erschöpfungssyndroms (CFS) gibt es?
Es gibt keine klassische Medikation zur Therapie oder Heilung des Long-COVID Syndroms bzw. des chronischen Erschöpfungssyndroms. Sollte der Patient anhaltend Beschwerden wegen einer COVID-19 Erkrankung haben, ist eine interdisziplinäre medizinische Betreuung unbedingt empfohlen.
Auf keinen Fall sollte man versuchen, auf eigene Faust frühere Leistungsgrenzen mit aller Kraft zu erreichen. Dies kann gar zu einer Verschlechterung und Chronifizierung der Beschwerden führen.
Der bessere Weg ist, unter der Betreuung eines Arztes dem Virus einfach keine weitere Angriffsfläche zur Schwächung des Körpers zu bieten und durch Ruhe bzw. gezielte therapeutischen Strategien dem Körper den Weg zur Erholung zu ebnen.
Wichtig ist das Bewusstsein des Erkrankten, dass die Symptome schwankend verlaufen können. Es gibt Momente der Besserung und der subjektiven Verschlechterung. Der behandelnde Arzt sollte die Sorgen und Ängste unbedingt ernst nehmen. Nur so kann er den Genesungsprozess unterstützen und in die richtigen Wege leiten.
Die wichtigste Regel bleibt, eine Überlastung zu vermeiden, um auch eine spätere Chronifizierung zu vermeiden. Dabei sollte nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale Belastung vermieden werden.
Für den mentalen Frieden können Stress-Kontrollen wie Atemtechnik, Meditation oder Yoga hilfreich sein. Körperliche Überlastung sollte vermieden werden und die Kraft über den Tag und den notwendigen Aufgaben sorgfältig aufgeteilt werden. Zuletzt sollte auf eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung geachtet werden, so dass kein Nährstoffmangel entsteht.
Gibt es Supplemente, die auch helfen könnten?
Die Betonung liegt hierbei auf “können”, da es bisher keine eindeutigen Studien gibt, die einen Erfolg nachweisen. Es gibt aber klinische Hinweise, dass gewisse Nahrungsergänzungsmittel über einen längeren Zeitraum eingenommen Symptome lindern können. Bei der nachstehenden Auflistung handelt es sich somit nur um eine Empfehlung, die Sie auf jeden Fall erst nach Rücksprache mit Ihrem Arzt einnehmen sollten:
Vitamin D3, Vitamin B Komplex und Folsäure
Magnesium
D-Ribose, Lysin
Mitochondriale Kofaktoren wie L-Carnitin, NADH und Coenzym Q10
Sollten Sie weitere Fragen zu diesem Thema haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
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