Atemnot – Wenn die Luft plötzlich wegbleibt

20. Juli 2021
6 Minuten

Wichtige Punkte:

  • Die Gründe, weswegen es zu Atemnot kommt, sind sehr vielfältig. Zwar wird Atemnot oft in Zusammenhang mit körperlicher Überanstrengung gebracht, die Ursache kann jedoch auch eine ersthafte Erkrankung sein.
  • Atemnot wird mittels eines Pulsoxymeters gemessen, wobei die Sauerstoffsättigung im Blut im Normalfall zwischen 95% und 98% liegen sollte.
  • Atemnot tritt auf verschiedene Art und Weise auf.
  • Grundsätzlich gilt: Je rascher die Atemnot auftritt, desto rascher sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Kennen Sie das Gefühl, dass der Brustkorb bzw. die Kehle wie zugeschnürt ist und Sie wenig bzw. keine Luft mehr bekommen? – Hier spricht man von Atemnot. Atemnot tritt häufig aufgrund körperlicher Anstrengung auf und ist etwas vollkommen Normales. Doch nicht immer ist die Ursache körperliche Anstrengung, sondern auch ernste Erkrankungen können Auslöser von Atemnot sein, die lebensbedrohliche Folgen haben können.

Wie kommt es zur Atemnot?

Atemnot (Dyspnoe) wird dann wahrgenommen, wenn wir das Gefühl haben, nicht ausreichend Luft zu bekommen. Wir reagieren darauf, dass wir verstärkt atmen und sich die Atemfrequenz erhöht. Daher versteht man unter Dyspnoe die subjektive Atemnot verbunden mit erhöhter Atemfrequenz über 20 Atemzüge pro Minute und oft auch erhöhter Herzfrequenz über 100 Schläge pro Minute.

Ausgelöst wird das Gefühl von Atemnot zumeist durch den Sauerstoffmangel im Körper. Bekommen die Organe keinen bzw. unzureichend Sauerstoff, können ihre Funktionen nicht ordnungsgemäß ausgeübt werden. Durch die Sauerstoffunterversorgung meldet das Gehirn das Gefühl der Atemnot, das in weiterer Folge die Atem- und Herzfrequenz steigen lässt, um den Sauerstoffgehalt gleichmäßig im Körper zu verteilen.

Das Auftreten von Atemnot passiert bei einigen Personen in Situationen körperlicher Überanstrengung. Dadurch, dass die Muskeln mehr Sauerstoff verbrauchen als gewöhnlich, müssen Herz und Lunge auch mehr Leistung erbringen. Liegt eine Erkrankung des Herzes oder der Lunge vor, kann der Muskel nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und es kommt zur raschen Ermüdung. Lebenswichtiger ist die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff. Ist diese verzögert oder gar gestoppt, kommt es innerhab von Sekunden zu Bewusstlosigkeit.

Doch Luftnot tritt nicht immer aufgrund von körperlicher Anstrengung auf, sondern kann auch in Ruhe vorkommen. Meist ist der Grund hierfür das Vorliegen einer Erkrankung, die Atemnot begünstigen kann.

Wie wird Atemnot festgestellt?

Am einfachsten und schnellsten wird Atemnot mittels eines Pulsoxymeters messbar gemacht. Im Zuge der Messung wird die Sauerstoffsättigung des Blutes festgestellt und daraus abgeleitet, ob ein Sauerstoffmangel im Blut vorliegt. Ist dies der Fall, kann es bereits bei geringer Belastung zu Kurzatmigkeit führen, begleitend von weiteren Symptomen. In der Regel befindet sich die Sauerstoffsättigung des Blutes im Normalbereich zwischen 95% und 98%. Allerdings ist es häufig altersabhängig und sollte zumindest über 90% liegen.

Des Weiteren wird der Arzt anhand der Art und Weise, wie Atemnot auftritt, unterscheiden, welche Charakteristik die Atemnot hat:

  • Plötzliche auftretende oder langsam mehr gewordene Atemnot,
  • Atemnot vor allem im Liegen oder auch im Sitzen,
  • Atemnot in Ruhe oder nur bei Belastung,
  • Atemnot abhängig von der Jahreszeit,
  • Atemnot mit Husten und/oder Auswurf oder
  • Atemnot und Fieber gleichzeitig.

Was sind die Ursachen?

Obwohl das Gefühl, nicht ausreichend Luft zu bekommen sehr unangenehm sein kann und mit Angst zu ersticken verbunden ist, wird dennoch die lebensbedrohliche Bedeutung oft unterschätzt. Häufig wird die Ursache auf das Körpergewicht, das Alter oder den Bewegungsmangel geschoben, doch die Ursachen von Atemnot sind sehr vielfältig und können auch in zahlreichen Erkrankungen liegen. Je nachdem welcher Bereich von einer Krankheit betroffen ist, wird zwischen folgenden Auslösern unterschieden:

Lunge

  • COPD
  • Asthma
  • Emphysem
  • Lungenentzündung
  • Lungenkollaps
  • Lungenembolie

Thorax

  • Lungenfellerkrankung
  • Rippenfrakturen
  • Wirbelsäulen-Erkrankungen

Herz

  • Herzinsuffizienz
  • Akuter Herzinfarkt
  • Herzklappenfehler
  • Herzmuskelentzündung
  • Herzbeutelerkrankung

Sonstige Bereiche:

  • Blutarmut bzw. hohes Fieber
  • Schwere Nierenerkrankungen
  • Blutzuckerentgleisung
  • Erkrankung des Nervensystems
  • Sehr starkes Übergewicht
  • Emotionale Faktoren wie Panikattacken
Generell gilt die Aussage, je schneller Atemnot auftritt, desto eher sollten Sie sich von einem Arzt untersuchen lassen.

Was macht der Arzt?

Zunächst wird Ihr behandelnder Arzt eine sorgfältige klinische Untersuchung mit Hauptaugenmerk auf Lunge und Herz durchführen, um die Ursache von Atemnot abzuklären. Um rascher eine für Sie passende Therapie einzuleiten, könnten Laboruntersuchungen (z.B. Blutuntersuchung) inklusive eventueller Schnelltests erfolgen. Es erfolgt eine klinische Untersuchung des Herzens (abhören bzw. Auskultation genannt) bzw. wird mittels EKG die Aktivität des Herzes untersucht. Alternativ kann eine Herzultraschalluntersuchung ausgeführt werden, um eine mögliche Überlastung des Herzens als Ursache der Atemnot zu diagnostizieren.

Zur Untersuchung der Lunge wird eine Lungenfunktionsdiagnostik druchgeführt, um die Lungenfunktion sowie die Atemwege zu beurteilen und das Lungenvolumen zu messen. Zusätzlich können Lungenröntgen und eventuell Computertomografien angefordert werden. In bestimmten Fällen könnten Sie für weiterführende neurologische oder orthopädische Untersuchungen weitergeleitet werden.

Das sollten Sie sich als Patient merken!

Generell gilt die Aussage, je schneller Atemnot auftritt, desto eher sollten Sie sich von einem Arzt untersuchen lassen. Diese Leitsymptome weisen bei einer Atemnot auf die Ursachen hin:

  • Fieber, Husten mit Aufwurf  →  Infekt
  • Blutiger Husten  →  Infekt (Tuberkulose), Lungenembolie, Tumor
  • Vor allem bei flachem Liegen und beidseitig geschwollene Beine  →  Herzinsuffizienz bzw. - schwäche
  • Vor allem bei flachem Liegen, Thoraxschmerz, einseitig geschwollenes Bein, lange Flugreise  →  Lungenembolie
  • Plötzliches Auftreten und allergische Grunderkrankungen  →  Asthma
  • Plötzliches Auftreten, einseitige Schmerzen, oft jung, männlich und sehr schlank  →  Lungenkollaps
  • Kribbeln an Händen, Krämpfe an Extremitäten (Pfötchen-Stellung)  →  Hyperventilation und Panikattacken.

Bitte beachten Sie, dass diese Informationen nicht den Arzt ersetzen und bei jeglicher Form einer Atemnot eine klinische Abklärung durch den Arzt erfolgen sollte. Sollten Sie zu diesem Thema noch Fragen haben oder weitere Informationen wünschen, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Ihr Dr. med. univ. Miran Arif, MSc

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